Wir leben in einer herausfordernden Zeit: Demokratiemüdigkeit und Nationalismus, die Zerstörung unserer Natur und der einhergehende Klimawandel, kriegs- und armutsbedingte Migration sowie steigender Rassismus, etc. Das sind nur einige der vielen Probleme, die sich uns vehement und gleichzeitig in den Weg stellen und für die wir Lösungen finden müssen, um größere Auseinandersetzungen und existenzbedrohende Krisen vermeiden und die Grundlagen unseres Lebens zum Schutz der Menschheit sichern zu können.
Die Frage nach der Verantwortung ist hier entscheidend. Und zwar nicht nur die Frage nach der Verantwortung für die Probleme, sondern vielmehr auch die Frage nach der Verantwortung für die Lösung der Probleme. Während wir uns oft in Diskussionen darüber verheddern, wer die maßgebliche Verantwortung für die Misere trägt, dämmert uns längst, dass es eines gemeinschaftlichen Kraftaktes bedarf, die Vielzahl der Probleme in den Griff zu bekommen. Regierungen, Interessensverbände, Institutionen, Zivilgesellschaften, ganze Industriezweige und insbesondere Wirtschaftsunternehmen müssen eng und lösungsorientiert zusammenarbeiten, um das Schlimmste zu vermeiden. Wir alle tragen Verantwortung und wir alle müssen uns als echte und bessere Teamplayer beweisen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Schon seit längerem wächst in Wirtschaftsunternehmen das Bewusstsein, dass reine Ergebnisverantwortung im Sinne der Gewinnmaximierung und im Kontext ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung unzureichend ist.
Der Nobelpreisträger Edmund Phelps hat diesbezüglich eine konstruktive Theorie für altruistisches Verhalten in realen Märkten entwickelt: „Indem Unternehmen durch Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Offenheit und altruistisches Verhalten als vertrauenswürdig erscheinen, wird die Koordination in solchen Märkten zu geringeren Transaktionen möglich, was die ökonomische Effizienz steigert.“
Wir sprechen hier von einer selbstverpflichtenden Verantwortungsübernahme, die Regulatorik überflüssig macht und die wir bereits aus bestimmten Industriezweigen kennen.
Will heißen, je eher Wirtschaftsunternehmen ihre Verantwortung anerkennen und in verantwortungsbewusstes Handeln übersetzen, umso schneller könnten sie gesellschaftsrelevante, zukunftsträchtige und lukrative Geschäftsfelder schaffen und besetzen. Die Digitalisierung hat in den letzten zwei Jahrzehnten das Wirtschaftssystem auf den Kopf gestellt und innoviert. Sie wird weiterhin Geschäftsmodelle und -prozesse revolutionieren. Doch darüber hinaus befinden wir uns heute an der Schwelle einer erneuten Disruption: Die heraufziehenden existenziellen Krisen werden das Wirtschaftssystem einmal mehr revolutionieren (oder sie tun es bereits) und ihm ein neues Verantwortungsbewusstsein einhauchen. Dieses Verantwortungsbewusstsein wird in eine Sinnsuche münden, die wiederum soziale und ökologische Wirkung entfalten wird. Willkommen in der Purpose Economy.
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